Kapitel 30: Those who were left behind II
Leise, leise, ganz leise... Tonlos. Klanglos. Geräuschlos. Der fliegende, stille Tod.
Es war Jahre her, seit sie sich das letzte Mal in die Lüfte erhoben hatte. Adrenalin schoss ihr in die Adern, als sie die immer kleiner werdenden Menschen hinter sich ließ. Ein unbändiges Gefühl von Freiheit beschwang sie und trieb sie vorwärts. Eunice Wood fühlte sich leicht. Es gab kein schöneres Gefühl auf der Welt, als über allem zu stehen und nur das sanfte Säuseln des Windes zu hören. Nichts und niemand konnte ihr hier oben etwas antun.
Und doch war sie auf einer Mission, die sogar ihr Herz verkrampfen ließ. Die Erselik-Schule war angegriffen worden und Nia Toshiki wurde entführt. Es wäre utopisch, wenn sie versuchte als Eule hinter einem Hubschrauber hinterher zu fliegen würde - das Ergebnis lag klar auf der Hand. Stattdessen musste sie retten, was zu retten war. Ihre Mission war genauso banal wie schrecklich:
Lösche die Erinnerungen von allen, die den Vorfall in irgendeiner Art und Weise mitbekommen haben. Welchen Preis würde es sie kosten, einen Schlüssel mit dieser Wirkung benutzen zu können? Je mächtiger der Schlüssel, desto höher war der Preis, den man als Nutzer zu zahlen hatte und Erinnerungen gehörten zum kostbarsten Gut, welches ein Mensch besaß.
Außerdem wusste sie, dass sie auf ihre Tochter Katja stoßen würde, die mit tötlicher Sicherheit jeden Stein umdrehte, um ihre beste Freundin Nia Toshiki zu finden. Dieses Kind hatte einen eisernen Willen und hörte erst dann auf, wenn es sein Ziel erreicht hatte. Es war eine Ironie des Schicksals, dass ebendiese Eigenschaft, die Eunice so an ihr schätzte und welche sie ständig gefördert hatte, ihr nun so in die Quere kam.
Wie zur Bestätigung sah die Pädagogin zwei Schülerinnen im Dickicht des Waldes. Ihre scharfen Eulenaugen trügten sie nicht. Auf leisen Schwingen ließ sie sich nach unten gleiten. Vorbei an den saftigen Baumwipfeln, dem Geäst, dem morschen Holz auf den moosigen, duftenden Boden, aus dem einige Pilzkappen ihre Köpfe hervorstreckten.
Um ihre Aufgabe auszuführen, musste sie sich in einen Menschen verwandeln. Für gewöhnlich konnte sich ein Huan nur mithilfe seines Rulers zurückverwandeln, außer... Man besaß einen entsprechenden Schlüssel, der die Wirkung umkehren konnte. Der Preis war hoch, da man sich über eines der Naturgesetze der Huans-Ruler-Beziehung hinwegsetzte. Nur im Team waren sie stark. Sie waren eine Einheit, die voneinander abhängig war und in seiner Gesamtheit perfekt funktionierte. Entfernte man eine Komponente, fiel das System in sich zusammen. Wollte man sich dennoch von seiner Huans-Gestalt in einen Menschen zurückverwandeln, so musste man gewisse Vorbereitungen treffen und dafür bezahlen. Vorsichtig hob sie ihren Fuß, an dem zwei Schlüssel baumelten.
Es sah ihr unähnlich, zu zögern. Aber wer konnte ihr das verübeln?
Sie gab sich einen Ruck. Der erste Schlüssel glühte und sie spürte das altbekannte Gefühl von brechenden Knochen und sich verformenden Muskeln. Ihre Federn fielen aus und ihre Flügelknochen verlängerten sich und formten eine menschliche Hand. Der Schnabel bildete sich zurück, ihre Augenhöhlen verkleinerten sich und ihre Schädelplatten verschoben sich. Binnen Sekunden wurden aus den Krallen Zehen und ihre Lunge änderte ihre Größe und ihre Funktionsweise.
Nackt und ungeschützt kniete eine Frau mittleren Alters auf dem kalten, moosigen Waldboden. Um sie herum wehte ein Meer von Federn. Feuchte Haare klebten an ihrer Schulter und in ihrem Gesicht. Keuchend blinzelte sie und schnappte nach Luft. Ihre Sicht war vollkommen verschwommen und es dauerte etliche Lidschläge, bis sich ihr Blickfeld wieder normalisiert hatte. Ein Krampf jagte den nächsten und an ihrer rechten Hand sah sie, wie sich erst nach einiger Verzögerung die Haut über eine offene Stelle schloss.
Wie lange hatte sie wohl noch Zeit, bevor...?
Sie konnte den Gedanken nicht zuende führen, da sie ganz in der Nähe zwei Stimmen hörte. Schnell hob sie den zweiten Schlüssel auf, der sich normalerweise von selbst aktivierte. Was war los mit ihr? Es sah ihr gar nicht ähnlich, dass sie nicht zwei Schlüssel auf einmal aktivieren konnte. War sie aus der Übung?
Glimmend setzte sich der zweite Schlüssel in Gang. Baumwollstoff umfing sie wie eine zweite Haut. Ihre altbekannte Blazerjacke schmiegte sich um ihren Körper und Schuhe schützten sie vor der Feuchtigkeit des Waldbodens. Ein schmaler Metallrahmen formte ihre Brille.
Der Schwindel verhinderte, dass sie schnell aufstehen konnte. Hustend stützte sie sich dabei an einem Baum ab. Mechanisch band sie sich einen Zopf mit dem Haargummi aus ihrer Hosentasche. Entschlossen trat sie aus dem Gebüsch hervor in Richtung der hellen Stimmen.
Sie hatte eine Mission. Und die würde sie auch ausführen.
Eunice wurde sogleich von der aufgeweckten Geigenspielerin bemerkt, als sie ins Licht trat. Katja sog deutlich hörbar die Luft ein. War das andere Mädchen nicht diese... Bei Gott, sie konnte sich einfach keine Namen merken... Tanja? Die hochgewachsene Zimtzicke aus der Gerüchteküchefraktion? Seit wann machten die Beiden gemeinsame Sache? Gehörte sie nicht auch zu jenen Schülern, die Nia Toshiki gemobbt hatten?
Frau Woods Blick huschte zu Katjas Händen. Sie schienen unverletzt. Gott sei Dank.
"Mutter...?", flüsterte Katja kaum hörbar, als Eunice nähertrat. Fast wären Tanjas Augen ihr aus dem Kopf gefallen, als sie dieses Wort hörte. 'Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten?' stand über ihr ganzes Gesicht geschrieben.
"Es ist lange her, dass du mich so genannt hast.", kommentierte Frau Wood kühl. "Wir hatten vereinbart, dass du mich nur so nennst, wenn wir unter uns sind." Dabei fixierte sie die blonde Mitschülerin, die sichtlich bemüht war, diese Information adäquat zu verarbeiten und dabei niemanden mit tausend Fragen zu bombardieren.
Katja knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. "Wo sind deine Handschuhe?", fragte die Lehrerin. "Deine Hände sind deine Zukunft, du musst sie mit allen Mitteln beschützen!"
"Wo bist du gewesen? Wir haben dich überall gesucht und keiner wusste, wo du bist! Und viel wichtiger: Wo ist Nia?", polterte die Geigenspielerin und versuchte verzweifelt, die berechtigten Anmerkungen ihrer Mutter zu ignorieren.
"Das hat dich nicht zu interessieren.", antwortete Eunice kalt und zog einen Schlüssel aus der Innentasche ihres Blazers. Alles drehte sich und die Stimme ihrer Tochter drang verzerrt an ihr Ohr.
"Antworte mir!", schrie Katja verzweifelt. Tanja zuckte unwillkürlich zusammen. So außer sich und wütend hatte sie ihre Klassenkameradin niemals zuvor gesehen. Sonst war sie doch der ausgeglichene, heitere Sonnenschein, der mit einer besonderen Gabe zum Geigenspielen gesegnet war und die nichts erschüttern konnte. Herausragende Noten, eine gesicherte Zukunft und sogar Konzerte von Kindesbeinen an... Und hier stand sie nun, auf einer Waldlichtung und trifft ihre verschollen geglaubte Mutter, die distanziert und abweisend auf ihr eigen Fleisch und Blut reagiert.
"Antworte mir gefälligst! Weich nicht immer aus!", wiederholte die Brünette, deren Augen mit Hass und Schmerz gefüllt waren. "Hast du jetzt vor auch zu verschwinden, ohne ein Wort zu sagen? So wie M-"
"Es reicht!", unterbrach Eunice sie wütend. "Du brauchst das alles nicht zu wissen. Es geht dich nichts an. Mach hier keine hässliche Szene. Wie alt bist du? Zehn? Reiß dich am Riemen und komm deinen Pflichten nach!", dabei deutete Eunice auf die Hände.
Tanja wollte ihren Ohren nicht trauen. Frau Wood war schon immer seltsam gewesen, aber das ging ja jetzt wirklich zu weit! "Ich muss doch sehr bitten!", keifte das Model los, doch das Funkeln eines Schlüssels ließ sie in ihrer Bewegung verharren.
"Ihr braucht das alles nicht zu wissen.", flüsterte Eunice, als sich der Schlüssel in ihrer Hand auflöste.
~*~
Erschöpft und mit müden, brennenden Augen strich sich der großgewachsene Schüler eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In seinen Armen hatte er dutzende Wasserflaschen, Handtücher und Energieriegel.
Die meisten Brandherde waren bereits unter Kontrolle gebracht und die allgemeine emotionale Lage hatte sich soweit beruhigt. Selbst Cedric und Salvatore waren eifrig dabei, Schäden zu minimieren, aufzuräumen oder Brände zu löschen.
"Hier, bitteschön.", raunte Lorcan dem deutlich kleinerem Mitschüler zu, der allein durch seine seltsam gefärbten rot-schwarzen Haare auffiel. Von der Größe her musste er ungefähr so klein sein wie sein eigener Ruler.
Mit Asche hatte sich der Junge jeweils zwei Streifen auf die Wangen gemalt. Vielleicht spornte ihn das ja zur Höchstleisung an? Zumindest packte er ordentlich mit an und das musste belohnt werden. Als Akumas Blick auf Lorcan fiel, verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. Wütend und ohne ein Wort entriss er ihm die Wasserflasche, sog sie in einem Zug leer und warf sie ihm in die Arme. Dabei zog er eine Schnute.
Der Leuchtturm fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut und wedelte entschuldigend mit den Armen so gut wie es ihm möglich war.
"Ey, was ist dein Problem?!", fauchte Tonia, deren heilige Frisur vollkommen außer Form geraten war. Akuma schnaubte nur, bevor er mit dunkler Stimme keifte: "Ich hasse große Menschen!"
Es dauerte eine Sekunde, bis sowohl Lorcan als auch Tonia diese Information verarbeitet hatten. Der große Schüler lief dunkelrot an vor Scham. Er hatte sich seine Körpergröße ebensowenig ausgesucht wie Akuma!
"Dann hasst du aber fast die ganze Menschheit, mein Kleiner!", polterte die Gerüchtekücheanführerin schmerzfrei. Reflexartig zog Lorcan den Kopf ein, weil er für einen Moment das Gefühl hatte, gleich würde etwas nach ihm geworfen werden. Aber glücklicherweise war der Unruhestifter nicht kräftig genug, um einen der herumliegenden großen Äste oder Stämme zu heben.
Noch bevor Akuma explodieren konnte, kam Isaac angelaufen und stellte sich zwischen sie. Es war unmöglich, dass er das Gespräch aus der Entfernung gehört haben konnte, aber dennoch wusste er sofort, was das Problem war.
"Ich nehme dich mal mit in eine Zwergenausstellung, Akuma! Keinen Grund also, Lorcan anzugreifen oder Tonia zerfleischen zu wollen! Und du Tonia, nimm ein wenig mehr Rücksicht auf die Archillesferse deines Huan..." An Lorcan gewandt meinte er strahlend: "Wir sind froh, dass du uns so gut versorgst, Dankeschön!"
Der sonst so ausgegrenzte, große Schüler fühlte eine seltsame Wärme sein Herz umfangen. Er nickte bescheiden und drückte dem wild schnaufenden, vor sich hin fluchenden Akuma einen Energieriegel in die Hand. Tonia schnappte sich noch schnell zwei Handtücher und band sie erst sich und dann Isaac zu einer praktischen Kopfbedeckung.
~*~
"Das dürfte in ein, zwei Wochen abgeheilt sein.", kommentierte Lais nüchtern. "Wechsel den Verband alle paar Tage und lass in der Nacht Luft dran. Schmier die Verbrennung regelmäßig ein, damit die Haut sich schneller regeneriert. Ansonsten kannst du jetzt gerne weiterarbeiten und die anderen unterstützen, wenn die Schmerzen dich nicht daran hindern."
Der verletzte Schüler nickte artig und wuselte davon, seinen Kameraden so gut wie es ihm möglich war zu helfen. "Nächste oder Nächster!", sagte Lais an, die es sich auf einer Turnmatte gemütlich eingerichtet hatte. Hinter ihr türmten sich die Verbandskästen, Mullbinden, Pflaster in allen Formen, Farben und Größen, Desinfektionssprays, Kühlmittel, Schienen und Spritzen sowie etliche Medikamente. Irgendwo lag auch ihre Sanitöter-Tasche begraben. Es hatten sich bislang mehr Schülerinnen und Schüler bei den Aufräumarbeiten verletzt als bei der eigentlichen Attacke. Die meisten arbeiteten ohne Handschuhe oder anderweitigem Schutz, sodass es vor allem zu Verbrennungen kam. Am liebsten hätte Lais ihnen ein paar Takte über Sicherheit bei solchen Aktionen erzählt, aber sie hatte anderweitig alle Hände voll zu tun.
Ein Mädchen kam und zeigte ihre blutige Hand. Wortlos machte Lais ein paar wirklich seltsame Bewegungen. Die Schülerin sah sich etwas verunsichert um. War die Sanitäterin etwa eine von jenen alternativen, spirituellen Heilern, die die Wunde verzauberten? Das konnte sie beim besten Willen nicht gebrauchen!
Doch ihre Gedanken wurden jäh zerstreut, als ein höflich lächelnder Schüler Lais eine Wasserschüssel mit einem Schwamm reichte. Seine hellbraunen Haare waren streng nach hinten gegelt und nur eine einzige, kurze Strähne stahl sich ins Gesicht. Die graublauen Augen blinzelten ihr freundlich entgegen. Ein wenig Blut klebte noch immer um eines seiner Augen.
Erneut machte Lais seltsame Handbewegungen, die ihr Helfer aufmerksam verfolgt und schließlich strahlte. Von weitem kam eine hohe Statur auf sie zugerannt, die fast über einen der immer noch herumliegenden Äste gestolpert wäre und dann schließlich vor ihnen zum Halt kam.
"Ich hab soweit alle mit Wasser und Handtüchern sowie Energieriegeln versorgt!", flüsterte Lorcan nicht ganz ohne Stolz. Seine Wangen waren vor Aufregung gerötet, doch er verstummte sofort, als er die unbekannte Schülerin sah und verbeugte sich entschuldigend. Fürsorglich tunkte er eines der Handtücher in die Wasserschüssel und versuchte die restlichen Blutkrusten von Fuads Auge zu entfernen.
Wie schön wäre es, wenn jedes Trio sich so gut und ohne Worte verstehen würde wie dieses...!
~*~
"Ich habe euch hierher beordert, weil Nia Toshiki entführt wurde.", brummelte der blonde Hüne, dessen gesamte Körpermuskulatur angespannt war. Obwohl Cedric und Salvatore nach Lais Ermahnung tatkräftig mit angepackt hatten, um die Feuer zu löschen, hatten sie nur an ihren verschollenen Ruler gedacht.
Dem Eisbären-Huan war die Sorge deutlich ins Gesicht geschrieben. Sein Kiefer war gespannt und generell sah er so aus, als würde Cedric Urs am liebsten mit den Fäusten alle Wände einreißen, um Nia wenigstens einen Zentimeter näher sein zu können. Solange er nicht untätig herumsaß, war ihm alles Recht.
Salvatore, der König der Lüfte war dagegen gefasst. Entweder saß ihm der Schock der Begegnung mit Pugal noch in den Knochen oder er plante schon seine nächsten Schritte mit Kalkül. Dennoch war auch ihm eine gewisse Nervosität anzumerken. Nia war und ist das Zentrum des Trios gewesen.
"Erzähl uns was Neues, Matschkopf! Du hast es vorhin ja oft genug herumkrakeelt", kommentierte Akuma abfällig, der sich mit seinen verstaubten, aschigen Klamotten auf das Sofa geworfen hatte. Nur im letzten Moment konnte Isaac verhindern, dass Tonia ihrem Huan eine verpasste.
"B-bitte vertragt euch", stotterte Hans, der von Franz zu dieser Versammlung mitgeschliffen worden war. Anitas Kampfgeist war wiedererwacht. Sie war nicht mehr jene leblose Puppe wie in den vergangenen Wochen - und das hatten sie Tonia zu verdanken. Nur der Himmel wusste, wie diese unorthodoxe Methode mit Beleidigungen und Kopfnuss zwischen zwei Freunden ihren Kampfgeist entfacht hatte, aber... Er war ihr unglaublich dankbar dafür und Franz war ein Mann der Ehre, der seine Schulden beglich - sollte Tonia also ein Problem haben, bei welchem er seinen Teil zur Lösung beitragen konnte, war er gerne behilflich. Und Hans musste einfach bei ihm sein, weil er sich um ihn inzwischen mehr Sorgen machte als um die spindeldürre Anita.
Bekräftigend nickte Lorcan zu den Worten von Hans.
Salvatore ergriff das Wort. "Die Kuppel, die unsere Schule umgibt, ist zerbrochen, sodass man als Vogel-Huan entkommen und Nia suchen kann. So eine Chance wird es nicht wieder geben und wir wissen nicht, wie lange dieser Zustand anhalten wird."
Cedric nickte. "Ich vermute, dass es sich bei der Kuppel um einen sehr mächtigen Schlüssel handelt. Ihn zu ersetzen kann länger dauern... Oder aber nicht. Es kommt drauf an, wie schnell die nötigen Teile des Schlüssels wiederbeschafft werden können und ob die Person, die ihn aktiviert, gerade in Reichweite ist."
"So einen starken Schlüssel aufrecht zu erhalten kostet Kraft. Wenn er zerstört wird, ist generell auch erstmal der Anwender außer Gefecht gesetzt. Entweder erholt sich diese Person schnell wieder oder es wird fieberhaft nach einem Ersatz gesucht...", erklärte Salvatore weiter.
Isaac strich sich durch seinen Pony, während er angestrengt nachdachte. "Das heißt konkret zusammengefasst: Wir haben gerade eine einmalige Chance, bei der wir nicht wissen, wie lange sie anhalten wird, nicht wahr? Wir kennen keinen der Faktoren genauer..."
Salvatore und Cedric nickten ernst. Ein Moment der Stille trat ein. Sie wären dumm, wenn sie die Chance nicht nutzen würden und doch...
Lais trat zwischen ihren beiden Huans hervor.
"Wir werden diese Chance auf keinen Fall nutzen."
Es war Jahre her, seit sie sich das letzte Mal in die Lüfte erhoben hatte. Adrenalin schoss ihr in die Adern, als sie die immer kleiner werdenden Menschen hinter sich ließ. Ein unbändiges Gefühl von Freiheit beschwang sie und trieb sie vorwärts. Eunice Wood fühlte sich leicht. Es gab kein schöneres Gefühl auf der Welt, als über allem zu stehen und nur das sanfte Säuseln des Windes zu hören. Nichts und niemand konnte ihr hier oben etwas antun.
Und doch war sie auf einer Mission, die sogar ihr Herz verkrampfen ließ. Die Erselik-Schule war angegriffen worden und Nia Toshiki wurde entführt. Es wäre utopisch, wenn sie versuchte als Eule hinter einem Hubschrauber hinterher zu fliegen würde - das Ergebnis lag klar auf der Hand. Stattdessen musste sie retten, was zu retten war. Ihre Mission war genauso banal wie schrecklich:
Lösche die Erinnerungen von allen, die den Vorfall in irgendeiner Art und Weise mitbekommen haben. Welchen Preis würde es sie kosten, einen Schlüssel mit dieser Wirkung benutzen zu können? Je mächtiger der Schlüssel, desto höher war der Preis, den man als Nutzer zu zahlen hatte und Erinnerungen gehörten zum kostbarsten Gut, welches ein Mensch besaß.
Außerdem wusste sie, dass sie auf ihre Tochter Katja stoßen würde, die mit tötlicher Sicherheit jeden Stein umdrehte, um ihre beste Freundin Nia Toshiki zu finden. Dieses Kind hatte einen eisernen Willen und hörte erst dann auf, wenn es sein Ziel erreicht hatte. Es war eine Ironie des Schicksals, dass ebendiese Eigenschaft, die Eunice so an ihr schätzte und welche sie ständig gefördert hatte, ihr nun so in die Quere kam.
Wie zur Bestätigung sah die Pädagogin zwei Schülerinnen im Dickicht des Waldes. Ihre scharfen Eulenaugen trügten sie nicht. Auf leisen Schwingen ließ sie sich nach unten gleiten. Vorbei an den saftigen Baumwipfeln, dem Geäst, dem morschen Holz auf den moosigen, duftenden Boden, aus dem einige Pilzkappen ihre Köpfe hervorstreckten.
Um ihre Aufgabe auszuführen, musste sie sich in einen Menschen verwandeln. Für gewöhnlich konnte sich ein Huan nur mithilfe seines Rulers zurückverwandeln, außer... Man besaß einen entsprechenden Schlüssel, der die Wirkung umkehren konnte. Der Preis war hoch, da man sich über eines der Naturgesetze der Huans-Ruler-Beziehung hinwegsetzte. Nur im Team waren sie stark. Sie waren eine Einheit, die voneinander abhängig war und in seiner Gesamtheit perfekt funktionierte. Entfernte man eine Komponente, fiel das System in sich zusammen. Wollte man sich dennoch von seiner Huans-Gestalt in einen Menschen zurückverwandeln, so musste man gewisse Vorbereitungen treffen und dafür bezahlen. Vorsichtig hob sie ihren Fuß, an dem zwei Schlüssel baumelten.
Es sah ihr unähnlich, zu zögern. Aber wer konnte ihr das verübeln?
Sie gab sich einen Ruck. Der erste Schlüssel glühte und sie spürte das altbekannte Gefühl von brechenden Knochen und sich verformenden Muskeln. Ihre Federn fielen aus und ihre Flügelknochen verlängerten sich und formten eine menschliche Hand. Der Schnabel bildete sich zurück, ihre Augenhöhlen verkleinerten sich und ihre Schädelplatten verschoben sich. Binnen Sekunden wurden aus den Krallen Zehen und ihre Lunge änderte ihre Größe und ihre Funktionsweise.
Nackt und ungeschützt kniete eine Frau mittleren Alters auf dem kalten, moosigen Waldboden. Um sie herum wehte ein Meer von Federn. Feuchte Haare klebten an ihrer Schulter und in ihrem Gesicht. Keuchend blinzelte sie und schnappte nach Luft. Ihre Sicht war vollkommen verschwommen und es dauerte etliche Lidschläge, bis sich ihr Blickfeld wieder normalisiert hatte. Ein Krampf jagte den nächsten und an ihrer rechten Hand sah sie, wie sich erst nach einiger Verzögerung die Haut über eine offene Stelle schloss.
Wie lange hatte sie wohl noch Zeit, bevor...?
Sie konnte den Gedanken nicht zuende führen, da sie ganz in der Nähe zwei Stimmen hörte. Schnell hob sie den zweiten Schlüssel auf, der sich normalerweise von selbst aktivierte. Was war los mit ihr? Es sah ihr gar nicht ähnlich, dass sie nicht zwei Schlüssel auf einmal aktivieren konnte. War sie aus der Übung?
Glimmend setzte sich der zweite Schlüssel in Gang. Baumwollstoff umfing sie wie eine zweite Haut. Ihre altbekannte Blazerjacke schmiegte sich um ihren Körper und Schuhe schützten sie vor der Feuchtigkeit des Waldbodens. Ein schmaler Metallrahmen formte ihre Brille.
Der Schwindel verhinderte, dass sie schnell aufstehen konnte. Hustend stützte sie sich dabei an einem Baum ab. Mechanisch band sie sich einen Zopf mit dem Haargummi aus ihrer Hosentasche. Entschlossen trat sie aus dem Gebüsch hervor in Richtung der hellen Stimmen.
Sie hatte eine Mission. Und die würde sie auch ausführen.
Eunice wurde sogleich von der aufgeweckten Geigenspielerin bemerkt, als sie ins Licht trat. Katja sog deutlich hörbar die Luft ein. War das andere Mädchen nicht diese... Bei Gott, sie konnte sich einfach keine Namen merken... Tanja? Die hochgewachsene Zimtzicke aus der Gerüchteküchefraktion? Seit wann machten die Beiden gemeinsame Sache? Gehörte sie nicht auch zu jenen Schülern, die Nia Toshiki gemobbt hatten?
Frau Woods Blick huschte zu Katjas Händen. Sie schienen unverletzt. Gott sei Dank.
"Mutter...?", flüsterte Katja kaum hörbar, als Eunice nähertrat. Fast wären Tanjas Augen ihr aus dem Kopf gefallen, als sie dieses Wort hörte. 'Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten?' stand über ihr ganzes Gesicht geschrieben.
"Es ist lange her, dass du mich so genannt hast.", kommentierte Frau Wood kühl. "Wir hatten vereinbart, dass du mich nur so nennst, wenn wir unter uns sind." Dabei fixierte sie die blonde Mitschülerin, die sichtlich bemüht war, diese Information adäquat zu verarbeiten und dabei niemanden mit tausend Fragen zu bombardieren.
Katja knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. "Wo sind deine Handschuhe?", fragte die Lehrerin. "Deine Hände sind deine Zukunft, du musst sie mit allen Mitteln beschützen!"
"Wo bist du gewesen? Wir haben dich überall gesucht und keiner wusste, wo du bist! Und viel wichtiger: Wo ist Nia?", polterte die Geigenspielerin und versuchte verzweifelt, die berechtigten Anmerkungen ihrer Mutter zu ignorieren.
"Das hat dich nicht zu interessieren.", antwortete Eunice kalt und zog einen Schlüssel aus der Innentasche ihres Blazers. Alles drehte sich und die Stimme ihrer Tochter drang verzerrt an ihr Ohr.
"Antworte mir!", schrie Katja verzweifelt. Tanja zuckte unwillkürlich zusammen. So außer sich und wütend hatte sie ihre Klassenkameradin niemals zuvor gesehen. Sonst war sie doch der ausgeglichene, heitere Sonnenschein, der mit einer besonderen Gabe zum Geigenspielen gesegnet war und die nichts erschüttern konnte. Herausragende Noten, eine gesicherte Zukunft und sogar Konzerte von Kindesbeinen an... Und hier stand sie nun, auf einer Waldlichtung und trifft ihre verschollen geglaubte Mutter, die distanziert und abweisend auf ihr eigen Fleisch und Blut reagiert.
"Antworte mir gefälligst! Weich nicht immer aus!", wiederholte die Brünette, deren Augen mit Hass und Schmerz gefüllt waren. "Hast du jetzt vor auch zu verschwinden, ohne ein Wort zu sagen? So wie M-"
"Es reicht!", unterbrach Eunice sie wütend. "Du brauchst das alles nicht zu wissen. Es geht dich nichts an. Mach hier keine hässliche Szene. Wie alt bist du? Zehn? Reiß dich am Riemen und komm deinen Pflichten nach!", dabei deutete Eunice auf die Hände.
Tanja wollte ihren Ohren nicht trauen. Frau Wood war schon immer seltsam gewesen, aber das ging ja jetzt wirklich zu weit! "Ich muss doch sehr bitten!", keifte das Model los, doch das Funkeln eines Schlüssels ließ sie in ihrer Bewegung verharren.
"Ihr braucht das alles nicht zu wissen.", flüsterte Eunice, als sich der Schlüssel in ihrer Hand auflöste.
~*~
Erschöpft und mit müden, brennenden Augen strich sich der großgewachsene Schüler eine Haarsträhne aus dem Gesicht. In seinen Armen hatte er dutzende Wasserflaschen, Handtücher und Energieriegel.
Die meisten Brandherde waren bereits unter Kontrolle gebracht und die allgemeine emotionale Lage hatte sich soweit beruhigt. Selbst Cedric und Salvatore waren eifrig dabei, Schäden zu minimieren, aufzuräumen oder Brände zu löschen.
"Hier, bitteschön.", raunte Lorcan dem deutlich kleinerem Mitschüler zu, der allein durch seine seltsam gefärbten rot-schwarzen Haare auffiel. Von der Größe her musste er ungefähr so klein sein wie sein eigener Ruler.
Mit Asche hatte sich der Junge jeweils zwei Streifen auf die Wangen gemalt. Vielleicht spornte ihn das ja zur Höchstleisung an? Zumindest packte er ordentlich mit an und das musste belohnt werden. Als Akumas Blick auf Lorcan fiel, verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck. Wütend und ohne ein Wort entriss er ihm die Wasserflasche, sog sie in einem Zug leer und warf sie ihm in die Arme. Dabei zog er eine Schnute.
Der Leuchtturm fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut und wedelte entschuldigend mit den Armen so gut wie es ihm möglich war.
"Ey, was ist dein Problem?!", fauchte Tonia, deren heilige Frisur vollkommen außer Form geraten war. Akuma schnaubte nur, bevor er mit dunkler Stimme keifte: "Ich hasse große Menschen!"
Es dauerte eine Sekunde, bis sowohl Lorcan als auch Tonia diese Information verarbeitet hatten. Der große Schüler lief dunkelrot an vor Scham. Er hatte sich seine Körpergröße ebensowenig ausgesucht wie Akuma!
"Dann hasst du aber fast die ganze Menschheit, mein Kleiner!", polterte die Gerüchtekücheanführerin schmerzfrei. Reflexartig zog Lorcan den Kopf ein, weil er für einen Moment das Gefühl hatte, gleich würde etwas nach ihm geworfen werden. Aber glücklicherweise war der Unruhestifter nicht kräftig genug, um einen der herumliegenden großen Äste oder Stämme zu heben.
Noch bevor Akuma explodieren konnte, kam Isaac angelaufen und stellte sich zwischen sie. Es war unmöglich, dass er das Gespräch aus der Entfernung gehört haben konnte, aber dennoch wusste er sofort, was das Problem war.
"Ich nehme dich mal mit in eine Zwergenausstellung, Akuma! Keinen Grund also, Lorcan anzugreifen oder Tonia zerfleischen zu wollen! Und du Tonia, nimm ein wenig mehr Rücksicht auf die Archillesferse deines Huan..." An Lorcan gewandt meinte er strahlend: "Wir sind froh, dass du uns so gut versorgst, Dankeschön!"
Der sonst so ausgegrenzte, große Schüler fühlte eine seltsame Wärme sein Herz umfangen. Er nickte bescheiden und drückte dem wild schnaufenden, vor sich hin fluchenden Akuma einen Energieriegel in die Hand. Tonia schnappte sich noch schnell zwei Handtücher und band sie erst sich und dann Isaac zu einer praktischen Kopfbedeckung.
~*~
"Das dürfte in ein, zwei Wochen abgeheilt sein.", kommentierte Lais nüchtern. "Wechsel den Verband alle paar Tage und lass in der Nacht Luft dran. Schmier die Verbrennung regelmäßig ein, damit die Haut sich schneller regeneriert. Ansonsten kannst du jetzt gerne weiterarbeiten und die anderen unterstützen, wenn die Schmerzen dich nicht daran hindern."
Der verletzte Schüler nickte artig und wuselte davon, seinen Kameraden so gut wie es ihm möglich war zu helfen. "Nächste oder Nächster!", sagte Lais an, die es sich auf einer Turnmatte gemütlich eingerichtet hatte. Hinter ihr türmten sich die Verbandskästen, Mullbinden, Pflaster in allen Formen, Farben und Größen, Desinfektionssprays, Kühlmittel, Schienen und Spritzen sowie etliche Medikamente. Irgendwo lag auch ihre Sanitöter-Tasche begraben. Es hatten sich bislang mehr Schülerinnen und Schüler bei den Aufräumarbeiten verletzt als bei der eigentlichen Attacke. Die meisten arbeiteten ohne Handschuhe oder anderweitigem Schutz, sodass es vor allem zu Verbrennungen kam. Am liebsten hätte Lais ihnen ein paar Takte über Sicherheit bei solchen Aktionen erzählt, aber sie hatte anderweitig alle Hände voll zu tun.
Ein Mädchen kam und zeigte ihre blutige Hand. Wortlos machte Lais ein paar wirklich seltsame Bewegungen. Die Schülerin sah sich etwas verunsichert um. War die Sanitäterin etwa eine von jenen alternativen, spirituellen Heilern, die die Wunde verzauberten? Das konnte sie beim besten Willen nicht gebrauchen!
Doch ihre Gedanken wurden jäh zerstreut, als ein höflich lächelnder Schüler Lais eine Wasserschüssel mit einem Schwamm reichte. Seine hellbraunen Haare waren streng nach hinten gegelt und nur eine einzige, kurze Strähne stahl sich ins Gesicht. Die graublauen Augen blinzelten ihr freundlich entgegen. Ein wenig Blut klebte noch immer um eines seiner Augen.
Erneut machte Lais seltsame Handbewegungen, die ihr Helfer aufmerksam verfolgt und schließlich strahlte. Von weitem kam eine hohe Statur auf sie zugerannt, die fast über einen der immer noch herumliegenden Äste gestolpert wäre und dann schließlich vor ihnen zum Halt kam.
"Ich hab soweit alle mit Wasser und Handtüchern sowie Energieriegeln versorgt!", flüsterte Lorcan nicht ganz ohne Stolz. Seine Wangen waren vor Aufregung gerötet, doch er verstummte sofort, als er die unbekannte Schülerin sah und verbeugte sich entschuldigend. Fürsorglich tunkte er eines der Handtücher in die Wasserschüssel und versuchte die restlichen Blutkrusten von Fuads Auge zu entfernen.
Wie schön wäre es, wenn jedes Trio sich so gut und ohne Worte verstehen würde wie dieses...!
~*~
"Ich habe euch hierher beordert, weil Nia Toshiki entführt wurde.", brummelte der blonde Hüne, dessen gesamte Körpermuskulatur angespannt war. Obwohl Cedric und Salvatore nach Lais Ermahnung tatkräftig mit angepackt hatten, um die Feuer zu löschen, hatten sie nur an ihren verschollenen Ruler gedacht.
Dem Eisbären-Huan war die Sorge deutlich ins Gesicht geschrieben. Sein Kiefer war gespannt und generell sah er so aus, als würde Cedric Urs am liebsten mit den Fäusten alle Wände einreißen, um Nia wenigstens einen Zentimeter näher sein zu können. Solange er nicht untätig herumsaß, war ihm alles Recht.
Salvatore, der König der Lüfte war dagegen gefasst. Entweder saß ihm der Schock der Begegnung mit Pugal noch in den Knochen oder er plante schon seine nächsten Schritte mit Kalkül. Dennoch war auch ihm eine gewisse Nervosität anzumerken. Nia war und ist das Zentrum des Trios gewesen.
"Erzähl uns was Neues, Matschkopf! Du hast es vorhin ja oft genug herumkrakeelt", kommentierte Akuma abfällig, der sich mit seinen verstaubten, aschigen Klamotten auf das Sofa geworfen hatte. Nur im letzten Moment konnte Isaac verhindern, dass Tonia ihrem Huan eine verpasste.
"B-bitte vertragt euch", stotterte Hans, der von Franz zu dieser Versammlung mitgeschliffen worden war. Anitas Kampfgeist war wiedererwacht. Sie war nicht mehr jene leblose Puppe wie in den vergangenen Wochen - und das hatten sie Tonia zu verdanken. Nur der Himmel wusste, wie diese unorthodoxe Methode mit Beleidigungen und Kopfnuss zwischen zwei Freunden ihren Kampfgeist entfacht hatte, aber... Er war ihr unglaublich dankbar dafür und Franz war ein Mann der Ehre, der seine Schulden beglich - sollte Tonia also ein Problem haben, bei welchem er seinen Teil zur Lösung beitragen konnte, war er gerne behilflich. Und Hans musste einfach bei ihm sein, weil er sich um ihn inzwischen mehr Sorgen machte als um die spindeldürre Anita.
Bekräftigend nickte Lorcan zu den Worten von Hans.
Salvatore ergriff das Wort. "Die Kuppel, die unsere Schule umgibt, ist zerbrochen, sodass man als Vogel-Huan entkommen und Nia suchen kann. So eine Chance wird es nicht wieder geben und wir wissen nicht, wie lange dieser Zustand anhalten wird."
Cedric nickte. "Ich vermute, dass es sich bei der Kuppel um einen sehr mächtigen Schlüssel handelt. Ihn zu ersetzen kann länger dauern... Oder aber nicht. Es kommt drauf an, wie schnell die nötigen Teile des Schlüssels wiederbeschafft werden können und ob die Person, die ihn aktiviert, gerade in Reichweite ist."
"So einen starken Schlüssel aufrecht zu erhalten kostet Kraft. Wenn er zerstört wird, ist generell auch erstmal der Anwender außer Gefecht gesetzt. Entweder erholt sich diese Person schnell wieder oder es wird fieberhaft nach einem Ersatz gesucht...", erklärte Salvatore weiter.
Isaac strich sich durch seinen Pony, während er angestrengt nachdachte. "Das heißt konkret zusammengefasst: Wir haben gerade eine einmalige Chance, bei der wir nicht wissen, wie lange sie anhalten wird, nicht wahr? Wir kennen keinen der Faktoren genauer..."
Salvatore und Cedric nickten ernst. Ein Moment der Stille trat ein. Sie wären dumm, wenn sie die Chance nicht nutzen würden und doch...
Lais trat zwischen ihren beiden Huans hervor.
"Wir werden diese Chance auf keinen Fall nutzen."